top of page

SEGELSCHULE  BENNEWITZ

Heiligenhafen an der Ostsee

Nachrichten aus Afrika

Wir landen in Johannisburg, der flächenmäßig größten Stadt Afrikas. In einem Hostel in Soweto kommen wir unter. Es sind die Town-Ships der Stadt, die sich über ein riesiges Areal verteilen. Früher waren die Bezirke nach Ethnien getrennt und durch Grünanlagen voneinander getrennt. Außerhalb mussten sich die Einwohner ausweisen, sonst konnte es sein, dass sie in einem der berüchtigten Gefängnisse landeten. Wir machen einige geführte Touren mit. Im Stadtzentrum stehen viele Hochhäuser leer, weil die Besitzer nach dem Ende der Apartheit mit Bürgerkrieg gerechnet haben. Jene wurden dann durch Migranten aus den umliegenden Ländern – Malawi, Simbabwe etc. – übernommen. Die Regierung versuchte dagegen zu halten, doch der Druck und die Gangs haben sich durchgesetzt. Wir können die Situation nicht voll begreifen, sind aber bei Aufnahmen, wenn Menschen in der Nähe sind, zurückhaltend. Tagsüber auf eigenen Wegen in der Nähe des Hostels bleiben wir vorsichtig. Eine ehemalige Goldgräberstadt, überzogen mit der Apartheid und deren Ende, leben sie jetzt in einer Phase der Unsicherheiten – allein der Stolz auf den Wandel geprägt durch Mandela, Tutu und als Anhängsel auch Rasta Fari schimmert durch.

Mit dem Flieger geht es nach Maun in Botswana. Es ist die älteste Demokratie in Afrika. Hier treffen wir auf unsere Guides von „bush-tours“. In einem offenen Wagen, der während der Fahrt mit Plexiglas verschlossen werden kann, machen wir uns nach dem Einkauf auf zur Safari. Wir zelten zumeist mit unseren 10 Personen in der Wildnis. Ein Ehepaar aus Österreich, zwei allein reisende Frauen, ein Arzt aus Myanmar, unser Koch und unser Fahrer und Leiter sowie Stanzerl und ich. Es ist Regenzeit – wie sie uns später erzählen die schlimmste seit 32 Jahren. Doch tierisch ist es ein Erfolg. Wir sehen Löwen, Leoparden, Elefanten, Giraffen, Büffel, Gnus, Hyänen, Wildhunde, viele unterschiedliche Antilopenarten. Es folgen Reiher, Störche, viele bunten Vögel und Geier. Letztere auch bei der Arbeit, wie sie die letzten Gedärme aus einem Kadaver zerren. Wie eine Wolke hängen sie über dem toten Tier. Später finde wir auch noch verendete Giraffen und Elefanten – es sind nur noch Haut und Knochen übrig. Besonders dicht kommen wir an die Löwen heran, die schon Publikum gewöhnt sind. Allerdings dürfen wir keinen Augenkontakt herstellen, sie sehen sonst nur das Auto und nehmen keine Personen war. Als wir abends nach einem der ersten Gam-Drives zurückkommen, finden wir  unseren Koch auf dem Dach des Anhängers: Sechs Löwen sind auf dem Campgelände. Mit dem Auto werden die Tiere vertrieben. Mit gemischten Gefühlen rücken unsere Zelte dicht am Küchenzelt zusammen. Dann bricht ein Gewitter los, Wassermassen brechen vom Himmel herab, einsetzende Böen wollen unseren Unterstand zum Fliegen bringen. Überflutungen werden durch Gräben abgeleitet. Tja, dann liegen wir ermattet auf unseren Isomatten, lauschen den Geräuschen von Gewitter und Tieren. Zum Pinkeln raus: nur mit Taschenlampe auf Gürtelhöhe geschwenkt. Morgens gegen 5 Uhr stehen wir auf – selten sind wir mehr als zwei Nächte an einem Ort – packen die Zelte ein, machen uns auf die Fahrt. Diese führt über Straßen, die sehr oft mit Schlammlöchern verziert sind. Zweimal fahren wir uns so fest, dass wir ohne Fremdhilfe nicht mehr loskommen. Manchmal gehen unsere Guides vorraus, um die Tiefe auszuloten, mehrmals umfahren wir Wasserlöcher, indem wir seitlich ausweichen. Oft ist dies schon an Spuren anderer Fahrzeuge zu erkennen – aber nicht immer. Immer wieder legen wir Stopps ein, um Tiere zu beobachten. Bei Regen schlägt die Nässe durch die provisorischen Fenster am Rand hindurch. In den Camps versuchen wir, bei Sonnenschein die Kleidung aufzuhängen – doch es klappt nicht immer, die Feuchtigkeit wird zum Begleiter. Unsere Guides sind vorsichtig, sie wittern bei jedem neuen Camp, achten auf Alarmvögel, deren Schreie auf große Tiere hindeuten. Wir bleiben also besser immer in Sichtweite – ich habe großen Respekt. Erzählungen: eine Frau soll von einem Leoparden angefallen worden sein, weil sie sich zu weit vom Camp trotz Warnung entfernt hatte. Ein Teilnehmer soll umgekommen sein – wobei wir keine Details erfahren. Der Guide musste zwei Jahre aussetzen.

In der Mitte der Safari kommt es zu einem Wechsel: eine Frau und der Arzt reisen ab. Eine Mutter, deren Tochter und Sohn aus Neuseeland kommen hinzu. Wir haben für eine Nacht eine feste Unterkunft und können die Vorräte auffrischen. Im Okavango-Delta werden wir mit Kanus auf eine Insel gebracht. Hier finden auch die einzigen Game-Walks statt. Gänsemarsch….! Ansonsten näher wir uns den Tieren immer im Auto. Für eine längere Zeit beobachten wir einen Leoparden, der zwei Antilopen gewittert hat. Doch irgendwann gibt er auf. Sie brauchen ungefähr alle drei Tage Beute. Sie nähern sich so dicht wie möglich, um dann mit großer Geschwindigkeit das Tier durch Genickbiss zu erlegen. Später beobachten wir einige von ihnen, wie sie auf Bäumen liegen und von ihrer Beute zehren. Von der Kalahari arbeiten wir uns langsam bis zum Chobe-Nationalpark vor, wo wir auch auf größere Herden von Büffeln, Elefanten und Giraffen stoßen. Inzwischen haben wir uns an die Abläufe gewöhnt: Zeltaufbau, Wäscheleine, lange Autofahrten, Wasserlöcher in der Straße und die Verpflegung. Hier ein großes Lob an unseren Koch, der es schafft, bei fast jeder Wetterlage ein Feuer zu entzünden, so ist die warme Mahlzeit garantiert. Ansonsten gibt es Frühstück, zwischendurch Snacks. Grundlage: Toastbrot, Müsli, Erdnussbutter, Wurst und Käse. In jedem Camp wird eine Toilette aufgebaut. Ein Loch wird gegraben, darüber eine Klobrille mit Gestell, dahinter ein kleiner Erdhaufen mit Schaufel, in einem Plastiksack hängt das Klopapier. Bei Regen ist es eine Kunst, dieses unter dem Poncho trocken zu halten. Der Poncho wird zum wichtigsten Kleidungsstück, wenn uns der Niederschlag überrascht. Während der Fahrt schlagen die Regentropfen von vorne nach hinten trotz der Scheiben ins Auto hinein. Die Sitzreihen rotieren jeden Tag um Vorteile auszugleichen. Innerhalb der Gruppe gibt es wenig Spannungen. Abends liegen wir zumeist erschöpft in den Zelten. Mir kommt zugute, dass ich in fast jeder Situation lesen kann.

Die Safari neigt sich dem Ende entgegen. Wir verabschieden uns von unseren Guides an der Grenze zu Simbabwe. Wir wandern an den Viktoria-Falls entlang und buchen einen Microlight-Flug. Dazu müssen wir über die Grenze nach Sambia. Kontrollen, bewaffnete Soldaten in unterschiedlichen Uniformen – ich erinnere mich an eine gemütlich vor sich hinwandernde Lady mit Gewehr auf dem Rücken. Zwischen beiden Stationen: Niemandsland. Es geht dabei auch über die berühmte Eisenbrücke, die den Sambesi überspannt. Dann sitzen wir in unserem Fluggerät im Fernsehsessel, dürfen während des Fluges die Arme ausbreiten und das Panorama genießen, Filmaufnahmen sind leider verboten, wir könnten sie später kaufen. Mit diesem Erlebnis können wir unseren Urlaub fast abschließen. Der Rückflug oder warum Kotztüten wasserdicht sein sollten: Am Flugplatz genehmigen wir uns einen Eiscafé. Leider wird Stanzerl schlecht. Ich reiche ihr im Flieger rechtzeitig besagte Tüte. Sie füllt sie explosionsartig. Ich stelle sie auf den Boden – sie löst sich auf. Der Inhalt verteilt sich über den Teppichboden. Die Flugbegleiter eilen herbei, haben aber nur einen Stapel Erfrischungstücher dabei. So endet unsere schöne, anstrengende und besondere Reise.






































































































 
 
 

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

留言


bottom of page